Die von Peter Stüssi und Peter Kocher begründete Starparty zieht immer mehr Sternfreunde an. Kamen zur Starparty 1992 noch 15 Personen, so waren es diesmal bereits deren 35, die sich mit diversen Instrumenten vom 17. bis 19. September auf dem Hohberg (FR) einfanden.
Am späten Freitagnachmittag verließen wir die Autobahn N12 bei der Ausfahrt Düdingen und fuhren weiter bis Zollhaus. Hier stießen wir auf den ersten Starparty-Wegweiser (von Bernd Nies gezeichnet), der uns auf eine schmale Straße führte. Der mit Verpflegung vollgepackte Mazda-Kombi kletterte langsam auf der kurvenreichen Strecke seinem Ziel, dem 1490 m.ü.M. gelegenen Chalet du Hohberg; entgegen.
Dort angekommen wurden wir von den Organisatoren und den übrigen bereits anwesenden Sternfreunden begrüßt. Darunter war auch ein Lehrer mit einigen seiner Schüler, die sich offensichtlich auch der Astronomie verschrieben hatten. Die Wiedersehensfreude war groß, und nach einem ersten Austausch von Neuigkeiten wurden die Nahrungsmittel in die Küche geschafft. Bis zum Abendessen um halb neun Uhr fanden weitere Teilnehmer den Weg zum Chalet, so daß der große Tisch schon gut besetzt war, als das Menu, Pouletgeschnetzeltes mit Reis, aufgetragen wurde. Die beiden Köchinnen, Ruth Gartmann und Els Zuber hatten am Holzherd wieder ein kulinarisches Meisterwerk kreiert, welches von den mittlerweile hungrigen Sternguckern mit Genuß verschlungen wurde.
Nach dem Essen galt das erste Interesse natürlich dem Wetter. Leider war in der Zwischenzeit kein meteorologisches Wunder passiert, und der Himmel war immer noch bewölkt und regnerisch. So blieben die Teleskope in den Autos verstaut, und wir zogen uns mit Büchern, Fotos und Gesprächsstoff versehen ins Chalet zurück. Dank eines mitgebrachten Generators konnten auch Dias und Videofilme gezeigt werden. So verging die Zeit beim fachsimpeln nur zu schnell, und plötzlich war es nach zwei Uhr. Da die meisten am Freitag noch gearbeitet hatten, machte sich teilweise Müdigkeit breit, und wir zogen uns nicht ungern in die Schlafsäcke zurück.
Am Samstagmorgen begaben wir uns frisch ausgeruht an den Frühstückstisch, um uns zu stärken. Die Schulklasse verabschiedete sich von uns und trat den Nachhauseweg an. Hoffentlich haben die Schüler an der nächsten Starparty mehr Glück mit dem Wetter! Dieses sah nun nicht mehr so schlimm aus, wie am Freitagabend. Daher durften wir hoffen, daß die kommende Nacht zur Beobachtung genutzt werden kann. Nebst dem Abhören des Wetterberichtes im Radio verfügten die Starparty-Teilnehmer in der Person von Stefan Meister über einen eigentlichen «Weatherman», der stündlich die Daten wie Luftdruck, Temperatur, Windrichtung und -geschwindigkeit, Bewölkungsgrad und Wolkentyp festhielt. Natürlich erwarteten alle Anwesenden von Stefan eine Prognose für die kommende Nacht und löcherten ihn mit Fragen.
Im Laufe des Nachmittags brach das «Fernrohrfieber» aus, und es wurden bereits die ersten Teleskope aufgestellt und fachmännisch begutachtet. Beispielsweise eine Telesnew-Montierung, die auf vier Betonsegmenten als Säule felsenfest steht und nur noch durch die vereinten Kräfte von drei Männern bewegt werden kann. Darauf wurde ein Maksutow von Popp gesetzt. Die ganze Nachführung ist Eigenbau aus Aluminium und macht nebst einem gediegenen auch einen stabilen Eindruck. Ebenfalls vom gleichen Hersteller stammte ein 15cm Newton mit Alu-Montierung und Stativ, das gleich nebenan bewundert werden konnte. Das imposanteste Teleskop der diesjährigen Starparty zauberte Peter Stüssi aus seinem Opel Corsa: Einen 36cm f/5.5 Dobsonian, den er zusammen mit Mauro Gabrieli gebaut hat. Der größte Teil der Gruppe verbrachte den Nachmittag mit begutachten der aufgestellten Fernrohre, während zwei Mann sich zum 2185m hohen Kaiseregg-Gipfel aufmachten und die beiden Starparty-Maskottchen «King» und «Möpsli» (Deutscher Schäfer und Mischling) in Begleitung von Ruth die nähere Umgebung erkundeten.
Am Himmel zeigte sich im Verlaufe des Nachmittags ein schöner Halo-Ring um die Sonne, der in den Regenbogenfarben schimmerte. Ebenfalls, aber schwächer sichtbar, konnten wir zwei Nebensonnen erkennen. Die Wetterprognosen unseres «Weathermans» klangen immer zuversichtlicher, daher wurden noch vor dem Abendessen die restlichen Teleskope aufgestellt. Davon speziell erwähnen möchte ich den 30cm Newton von Mauro Gabrieli, den 152mm f/9 Astro Physics Starfire-Refraktor von Hansjörg Holzer und das Takahashi FCT 100/640 Fluorit Triplet von Beat Fankhauser.
Das Abendessen bestand aus den mittlerweile obligatorischen Starparty-Spaghettis, die mit Heißhunger verzehrt wurden. Wohlgenährt montierten wir die warmen Kleider und begaben uns nach draußen, wo die Sterne warteten. Obwohl die Luft relativ feucht war, konnte die Milchstraße gut gesehen werden. «Weatherman» Stefan hatte recht behalten! Unverzüglich wurde mit dem Beobachten an allen Geräten begonnen. Die großen «Licht-Eimer» setzten wir hauptsächlich auf Planetarische Nebel und Sternhaufen an, während die Refraktoren Saturn einfingen. Wegen der ungünstigen Wetterprognose am Freitag hatte ich mein Instrument zu hause gelassen und konnte daher die Nacht ausgiebig dazu nutzen, durch die diversen Lichtsammler zu schauen. Es folgen ein paar subjektive Eindrücke: Der 36cm Dobson zeigt steil in den Himmel. Ziel: M27, der Hantelnebel im Füchschen. Um ans Okular zu gelangen, muß eine kleine Trittleiter bezwungen werden. Was sich dann aber im 2"-Okular offenbart, ist gewaltig: Der Nebel präsentiert sich in einer für mich nie gesehenen Helligkeit und Größe. Die Hantel- oder Sanduhrform weist deutliche Strukturen auf, und ich erkenne teilweise sogar einen zarten Bogen um den äußeren Teil. Später, mit dem eingesetzten Lumicon OIII-Filter, scheint der Nebel bei gleicher Vergrößerung gewachsen zu sein, noch mehr Details sind sichtbar, einfach atemberaubend! Auch andere Messier-Objekte wie M57 oder M31 zeigen durch die große Öffnung eine solche Detailfülle, daß es schwerfällt, das Okular für den Nächsten freizugeben. Bei Saturn braucht der Dobson den Vergleich mit Refraktoren nicht zu scheuen.
Beim Ringplaneten war es besonders interessant den 152mm f/9 Astro Physics Refraktor und das Takahashi FCT 100/640 Fluorit Triplet miteinander zu vergleichen. Hier konnte ich keinen Unterschied wahrnehmen, in beiden Refraktoren waren bei etwa gleicher Vergrößerung Cassinische Trennung und Wolkenbänder gestochen scharf sichtbar. Es spricht für die Qualität des Takahashi FCT, wenn man die kleinere Öffnung und Verwendung eines 2.8mm Okulars bedenkt. Sehr schön zeigt sich auch der Cirrusnebel mit Hilfe des OIII-Filters im Takahashi, ein Anblick der mich jedesmal fasziniert. Eine Damen-Wandergruppe, die ebenfalls im Chalet logierte, nutzte die Gelegenheit und kam in den Genuß einer Demonstration an den diversen Teleskopen. So waren wir bald alle damit beschäftigt, die vielen Fragen zu beantworten, verschiedene Himmelsobjekte einzustellen und Erklärungen abzugeben.
Um Mitternacht kam Dunst auf und legte langsam seinen Schleier vor die Sterne. Wir mußten die Beobachtung abbrechen und hockten dafür noch gemütlich zu einem Schlummertrunk in der Gaststube des Chalets beisammen.
Der Sonntagmorgen weckte uns mit Sonnenschein. Nach einem zünftigen Frühstück wurde nochmals der Starfire-Refraktor mit Binokularansatz eingerichtet und terrestrische Beobachtung betrieben. So konnte man «hautnah» Wanderern auf dem Gipfel und Gemsen an den Flanken des Kaisereggs-Massivs zusehen. Nach diesem Ausklang der 5. Starparty hieß es zusammenpacken und Abschied zu nehmen. Besonders Stefan fiel es schwer, sich von seinem neugewonnenen Freund «Möpsli» zu trennen. Doch spätestens in einem Jahr sehen wir uns alle wieder, soviel ist sicher!
(aus astro*sapiens 4/93, von Marcus Lurati)