Die 11. Starparty

13.-15. August 1999 auf dem Gurnigel in den Berner Alpen

... nur zwei Tage nach der totalen Sonnenfinsternis in Europa

Sie werden es nicht glauben ... dieses Jahr geschah ein grosses Wunder: WIR KONNTEN STERNE SEHEN !!! Trotz einiger Wolken war die erste Nacht von Freitag auf Samstag klar. Ich werde versuchen, einen kurzen Bericht über diese Veranstaltung zu geben:

Totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999. Das vorher erstellte graue Komposit mit dem Korona-Kontrast wurde mit einer echten Aufnahme multipliziert, um den visuellen Eindruck zu vermitteln. — Minolta XD-7, Lichtenknecker FFC, 11. August 1999. © Bernd Nies Totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999. Ein Komposit aus sechs Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungszeiten. Das Komposit-Bild wurde mit der Pellet-Methode erstellt, um den Kontrast in der Korona von den innersten Schichten bis ganz nach aussen zu maximieren. — Minolta XD-7, Lichtenknecker FFC, 11. August 1999. © Bernd Nies Die Totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999, aufgenommen auf einem Feld in der Nähe von Verdun in Frankreich. Kombination aus neun verschiedenen Aufnahmen, um die Korona detailliert abzulichten. — Minolta XD-7, Lichtenknecker FFC 3.5/500mm, Fujichrome Astia 100, Verdun, Frankreich, 11. August 1999. © Bernd Nies Die Totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999. — Minolta XD-7, Lichtenknecker FFC 3.5/500mm, Fujichrome Astia 100, Verdun, Frankreich, 11. August 1999. © Bernd Nies Die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999. Der Diamantring-Effekt entsteht, wenn der Mond die Sonnenscheibe noch nicht 100% abdeckt und ein kleiner Rest durch Täler am Mondrand scheinen. — Minolta XD-7, 3.5/500mm FFC, Fujichrome Velvia, Nähe von Verdun, 11. August 1999. © Bernd Nies Die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999. Im Gegensatz zu vielen anderen in Europa konnten wir die Totalität sehen!!! Nach einer Odyssee quer durch Europa, teils im strömenden Regen. An dieser Stelle nochmals ein JUPPIIEEEE!!! Dieses Bild ist eine Kombination von fünf Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten. Nur so ist es möglich, den gesamten Helligkeitsbereich der Sonnenkorona abzubilden. — Minolta XD-7, 3.5/500mm Lichtenknecker FFC, Fujichrome Velvia, in der Näne von Verdun in Frankreich, 11. August 1999. © Bernd Nies Die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999 kurz vor der Totalitätsphase. Noch verbirgt sich die Sonnensichel zeitweise hinter Wolken. Während der Totalität riss jedoch die Wolkendecke kurz auf. Nach der Finsternis war dann das schönste Wetter. — Minolta XD-7, 3.5/500mm Lichtenknecker FFC, Verdun, Frankreich, 11. August 1999. © Bernd Nies Das Auge Saurons - Totale Sonnenfinsternis vom 11. August 1999, aufgenommen auf einem ehemaligen Schlachtfeld in der Nähe von Verdun, Frankreich — Minolta XD-7, Kodachrome 64, 11. August 1999. © Bernd Nies Protuberanzen an der totalen Sonnenfinsternis vom 11. August 1999, aufgenommen auf einem ehemaligen Schlachtfeld in der Nähe von Verdun, Frankreich — Minolta XD-7, Kodachrome 64, 11. August 1999. © Bernd Nies

Freitag

Ich stiess erst spät zur Starparty, etwa um Mitternacht, weil ich noch erst meine Dias von der Sonnenfinsternis einscannen und aufs Web tun wollte (wir hatten auf einem gemähten Getreidefeld in der Nähe von Verdun, Frankreich, grosses Glück gehabt).

Ich fuhr mit ausgeschaltetem Abblendlicht zum Beobachtungsplatz (welcher eigentlich ein Panzerschiessplatz des Militärs ist). Glücklicherweise rempelte ich kein Teleskop an und stellte mein eigenes ganz ruhig auf. Einige erkannten erst den 300mm f/4 Newton und dann den Besitzer. Sterngucker sind bloss Schatten und Stimmen in der Dunkelheit.

Es waren viele Teleskope auf dem südlichen Teil des Platzes versammelt. Das grösste war ein gewaltiger 30" Dobsonian aus Luxemburg, der diese Nacht erstmals das Licht der Sterne erblickte. Vermutlich aufgrund der kürzlich stattgefundenen Sonnenfinsternis war die diesjährige Starparty sehr international zusammengesetzt: Herr Kasai kam mit einem halben Dutzend Japaner, da waren ebenfalls drei Amerikaner und andere Sterngucker aus Luxemburg, Italien und Deutschland. Natürlich waren die gewohnten Schweizer Sterngucker auch wieder dabei. Die meisten von ihnen hatten gar kein Glück mit der diesjährigen Sonnenfinsternis. Sie sahen nur Europäischen Regen, der etwas dunkler als sonst an diesem besonderen Tag vom Himmel fiel.

Einige Wolken bedeckten etwa um ein Uhr den Himmel und wir wärmten uns an einem Grill und assen Würste. Einige der Sterngucker, welche in der nahen Umgebung hausten, fuhren wieder nach hause. Ein guter Geist war mit uns und der Himmel klarte wieder auf, so dass wir bis etwa vier Uhr morgens viele wunderschöne Objekte beobachten konnten. Die Luft war sehr ruhig und der Anblick von Jupiter und Saturn durch die grossen Refraktoren war atemberaubend. Die ganze Nacht hindurch huschten viele Sternschnuppen über den Himmel. Einige von ihnen waren ziemlich gross und ein paar explodierten sogar in der oberen Atmosphäre. Es war gerade das Maximum des Perseiden-Meteorstromes. Leider fiel keiner von ihnen auf die Erde.

Samstag

Nach einer harten Nacht (einige schnarchten im Massenlager - Ohrenst&oump;psel sind empfehlenswert!) zeigte sich das Wetter am nächsten Morgen nicht von seiner vielversprechenden Seite. Müde wie wir waren, assen wir bis etwa Mittags unser Frühstück. Am Nachmittag besuchten wir eine russische Raketenabschussbasis. Spass beiseite ... es war wieder die Privatsternwarte von Radek Chromik und Bernhard Blank.

Wir verbrachten den Nachmittag und den frühen Abend mit Plaudern, Lachen, zeigten Bilder und Videos von der SoFi, spielten Karten oder Trivial Pursuit. Michael Koch baute sein wunderbar gefertiges kleines Reise-Dobsonian und die Japaner schauten mit grossen Augen zu und schossen viele Fotos. Vielleicht werden sie es demnächst kopieren. Sorry, den letzten Satz nicht ganz ernst nehmen ;-)

Dicke Wolken hingen über dem Gurnigel, doch am Abend begann es etwas aufzuklaren. Plötzlich war der Himmel klar und wir beschlossen einen Dobs auf dem Beobachtungsplatz aufzustellen. Doch während wir uns ihm näherten, zogen die Wolken wieder über den Himmel und es begann zu regnen als wir auf dem Platz stehend auf Sterne hofften. Wir trafen einige Sterngucker aus der französischsprachigen Westschweiz, welche erst diesen Abend eingetroffen waren. Die Situation war so deprimierend, dass einige fürchterlich zu singen anfingen (Troubadix lässt grüssen) bis ein Westgote aus dem Norden kam und sich über die Licht- und Lärmverschmutzung auf dieser Starparty beschwerte. Nebenbei bemerkt ist eine Starparty leider keine Gelegenheit gute Astrofotos zu schiessen. So kehrten wir wieder zum Restaurant zurück und verbrachten den Rest des Abends mit Schwatzen und Karten spielen.

Sonntag

Zum allerersten mal in der 11-jährigen Geschichte der Starparty war der Sonntagmorgen nicht sonnig warm sondern regnerisch kalt. Deshalb beschlossen viele wieder heimzufahren. Drei Sterngucker spielten noch einige Zeit ein grosses 3D-Puzzle, da sie das ganze Gepäck der japanischen Sterngucker in drei Autos verstauen mussten. Sie fuhren sie dann nach Interlaken, denn sie hatten geplant das Jungfrau-Joch-Observatorium zu besichtigen.

P.S.: Warum keine gute Tat vollbringen und Geld verdienen, indem man Starparties in Zukunft in Wüsten organisiert. Es wird dann bestimmt regnen und das macht aus trockenem Land wieder fruchtbaren Ackerboden. Die nächste Starparty wird also in der Sahara stattfinden. ;-)

Bernd Nies