Die anreisenden Starpartygäste werden von einem wunderschönen dunkelblauen Himmel begrüsst - sowas hats erst selten gegeben. Auf dem grossen Parkplatz stehen bereits ein 50 cm und ein 76 cm - Dobson, noch sorgfältig mit weissen Tüchern umhüllt. Die zahlreichen laut bimmelnden Kühe werden zum Glück von einem gelben Viehzaun abgehalten, den ein umsichtiger Bauer rings um den Parkplatz gezogen hatte. Erste Gespräche vor herrlicher Kulisse entspannen sich. Das Dreigestirn der Berner Alpen - Eiger, Mönch und Jungfrau - ist ebenso gut sichtbar wie die Berge der nahgelegenen Gantrischkette. Mit dem immer näher rückenden Abend biegen die Autos immer zahlreicher auf das Beobachtungsgelände ein, so dass nach Einbrechen der Nacht gut 30 Fahrzeuge und mindestens ebensoviele betriebsbereite Teleskope zu zählen sind. Und was für Teleskope. Von einem riesigen 25*150 mm Fernglas, über erlesene APO-Refraktoren, edle Volltubus-Newtons und binokularbewehrte Schmitt-Cassegrains bis zu drei riesigen Gitterrohr Dobsons ist alles auszumachen, was das Herz des Himmelsbeobachters höher schlagen lässt.
Mir hat es in der ersten Nachthälfte vor allem ein 63 cm Dobson angetan, der mit einem Öffnungsverhältnis von 5 grossartige Bilder von Deepskyhighlights liefert. Ganz fantastisch sind z.B. der grosse Kugelsternhaufen M 22, der Schwannebel M 17 und der Cirrusnebel. Für Galaxien ist es leider nicht ganz die richtige Saison - Stephan's Quintet haben wir uns trotzdem nicht entgehen lassen. Die restlichen Nachtstunden beobachte ich vor allem mit zwei grossen Schmidt-Cassegrains, welche für binokulares Sehen ausgestattet sind - für mich ein ganz neues Beobachtungsgefühl. Neben dem viel entspannteren Durchschauen erstaunt vor allem der 3D - Effekt bei helleren Objekten, etwa M 13. Mit dem Aufgang der Planeten Jupiter und Saturn und kurz darauf des abnehmenden Mondes neigt sich eine wunderbare Nacht langsam dem Ende zu. Welche Naturwunder mochte wohl die nächste Nacht bereithalten?
Gegen zehn Uhr morgens treibt die strahlende Sonne auch die wackersten Beobachter aus den Federn. Noch leicht schlaftrunken begeben wir uns nach draussen auf die Sonnenterasse des Berghaus Gurnigel, um vor wunderbarer Kulisse das Bergfrühstück einzunehmen. Es folgen angeregte Diskussionen und Fachsimpeleien über Beobachtungs- Astrofotografietechniken. Die Astrofotografen haben wiederum ihre Fotoalben mit den neusten Deepskyshots dabei und lassen diese freimütig zirkulieren. Die Zeit vergeht wie im Flug und bald wird bereits das Mittagessen serviert. Am frühen Nachmittag steht dann ein Ausflug zu einer nahgelegenen Sternwarte auf dem Programm. Wir sind alle beeindruckt von der wuchtigen Montierung, welche einen ausgewachsenen 80 cm Ritchey-Chretien Reflektor beherbergt. Nach der Besichtigung zeigt ein Blick an den Himmel plötzlich aufziehende Wolken, die sich leider auch in der Nacht nie ganz verziehen wollen. Zum Glück werden trotzdem einige Teleskope aufgebaut. Vor allem der Besitzer eines 32 cm Leichtgewichtdobsons versteht es sehr gut, selbst kleinsten Wolkenlücken einen Blick auf das eine oder andere Deepskyobjekt zu entlocken. Beeindruckende Bilder liefert zudem ein Highend 10 cm Apo-Refraktor. Etwa um 2 Uhr morgens schliesst sich der Wolkenvorhang leider definitiv und es steht etwas wohlverdienter Schlaf bevor. Am Sonntag Morgen ist es dann stark bewölkt und regnerisch. Wir dürfen jedoch zurückblicken auf eine gelungene und inspirierende Starparty 2000. Die erste Starparty des nächsten Jahrtausends wird vom 17. Bis 19. August 2001 stattfinden.
Text: © 2000 Manuel Jung
Fotos: © 2000 Thomas Hugentobler & Manuel Jung