Die 17. Starparty

2. bis 4. September 2005 auf dem Gurnigel in den Berner Alpen

Freitag

Es ist Freitag Nachmittag und die Gantrischkette ist fast die ganze Zeit in Nebel gehüllt. Ein paar Starparty-Teilnehmer sind bereits gestern oder vorgestern angereist, um von der stabilen Hochdrucksituation zu profitieren, welche sich typischerweise vor und nach Starpartys einstellt. Trotzdem besteht für die bevorstehenden zwei Nächte eine gar nicht schlechte Chance, dass wir trotz der zunehmend instabilen Wettersituation irgendwann doch noch etwas zu sehen bekommen. Bis zum Nachtessen führe ich einige interessante Gespräche mit alten Bekannten. Dabei stellt es sich heraus, dass in diesem Jahr mehr Teilnehmer als sonst Astrofotoausrüstung mitgeschleppt haben. Wahrscheinlich liegt das am derzeitigen Boom der digitalen Spiegelreflexkameras, welche den Astrofotografen die nächtliche Arbeit im Vergleich zu früheren Filmzeiten erleichtert haben.

Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung Foto © Manuel Jung

Am obligaten gemeinsamen Nachtessen im Berghaus Gurnigel nehmen bereits gut 20 Personen teil. Infolge der hartnäckigen Wolken besteht absolut kein Zeitdruck und wir gönnen uns alle noch etwas feines von der reichhaltigen Dessertkarte. So gegen halb zehn Uhr werden von langsam ungeduldig werdenden Kollegen erste Wolkenlücken vermeldet und etwas später haben sich die Nebel plötzlich verflüchtigt! Im Verlauf der kommenden Viertelstunde begeben sich alle Anwesenden auf den 500 Meter entfernten Beobachtungsplatz. Eifrig werden jetzt Teleskope aufgestellt und Montierungen eingenordet. Wir haben Glück und es bleibt die ganze Nacht schön. Die zwei aus dem weit entfernten Holland angereisten Teilnehmer wissen das besonders zu schätzen und geniessen zum ersten mal einen klaren Voralpenhimmel mit ausgezeichnetem Südhorizont. Bis gegen Mitternacht stehen jetzt die schönen Gasnebel im Gebiet des Schützen auf der Menukarte der Deepsky-Beobachter. Leicht verliert man sich dabei in den fein verästelten Strukturen dieser leuchtenden Wolken aus Gas und Staub. Leider dauert das Spektakel Anfang September nur noch ein paar Stunden. In der zweiten Nachthälfte kann jedoch weiterhin die fast durch den Zenit verlaufende Sommermilchstrasse im Schwan durchstreift werden. Und langsam hebt sich auch bereits der Vorhang für die Objekte des Herbsthimmels mit einem rötlich schimmernden Mars als Zugabe, der dank ruhiger Luft und Astro-Physics 155 mm Refraktor von Thomas bereits viele seiner Geheimnisse preisgeben muss. Viele Beobachter lassen sich nichts entgehen und bleiben bis zur einsetzenden Dämmerung auf der Astroplattform.

Samstag

Das Frühstücksbuffet im Gurnigel Berghaus gibt Gelegenheit, sich über die Erfahrungen und Erlebnisse der vergangenen Nacht auszutauschen. Das Wetter ist wechselhaft, aber angenehm warm. So gegen drei Uhr Nachmittags steht der traditionelle Besuch von Radeks und Bärnis Doppelsternwarte etwas weiter vorne auf derselben Bergkette auf dem Programm. Wir dürfen zwei schöne Grossrefraktoren und einen imposanten 50 cm Cassegrain Reflektor von Philipp Keller bestaunen. Auf dem Rückweg durch den Wald treffen wir auf eine grosse Fliegenpilzkultur - vermutlich eine direkte Folge des feuchtwarmen Klimas dieses Sommers, welches auch in der vergangenen Nacht so manche Fernrohrlinse anlaufen liess. Angesichts des nahezu klaren Himmels steht nach der Rückkehr auf den Gurnigelpass schon bald ein frühes Nachtessen auf dem Programm. Es werden eifrig Kalorien gebunkert, um für die kommende Nacht gerüstet zu sein. Markus hatte bereits am Nachmittag seinen eindrücklichen 25 cm Planetendobson mit rekordverdächtigen 275 cm Brennweite (F 11!) aufgestellt. Als wir kurz nach dem Nachtessen wieder auf dem Beobachtungsplatz stehen, überragt dieses Gerät alle anderen Teleskope und dient gleichzeitig als reizvolles Fotosujet mit der Gantrischkette im Hintergrund.

Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister Foto © Stefan Meister

Bei einsetzender Dämmerung zählen wir 57 Autos und Wohnmobile von Astronominnen und Astronomen. Kein Wunder ist nahezu der ganze Platz von Teleskopen und Montierungen überstellt. Die fotografierende Zunft ist wie gesagt an dieser Austragung besonders zahlreich zugegen und hat vor allem die Bergseite des Platzes belegt, wo sich der Nachtwind weniger stark bemerkbar macht. Ab 22 Uhr kann bereits beobachtet und fotografiert werden. Ich bin eine halbe Stunde später gerade am Belichten des bereits ziemlich tief stehenden Trifidnebels, als sich plötzlich ein dichter Nebel über den Platz senkt. Darin eingehüllt stellen sich viele Beobachtende die bange Frage, ob das für heute bereits alles gewesen ist. Zudem ist dieser Nebel wahnsinnig feucht. Im Handumdrehen sind alle Teleskope, Montierungen und Sternkarten pudelnass. Wer seinen Refraktor dummerweise ohne Taukappenheizung nach oben gerichtet hatte, muss jetzt entweder zu Papiertaschentüchern zwecks Linsentrocknung greifen oder zusammenpacken. Selber tue ich ersteres und bin mit allen anderen sehr froh, als sich der Nebel nach ca. einer Stunde wieder verzieht. Der einzige Wehrmutstropfen besteht für mich darin, dass jetzt der blaurot schimmernde Trifidnebel untergegangen ist und meine Kamera für den Rest der Nacht die Photonen etwas weniger spektakulärer Objekte einfangen muss. Wie letzte Nacht wird an vielen Teleskopen bis in die Morgenstunden beobachtet. Nach ein paar verdienten Stunden Schlaf im Berghaus lassen wir die 17. Starparty am nächsten Morgen bei Sonnenschein, heissem Kaffee und Geschichten von bestandenen Astroabenteuern ausklingen und freuen uns bereits jetzt auf die 18. Gurnigel-Starparty im Sommer 2006.

Zeichnung des Cirrus-Nebels von Heinz Schneider an der Starparty 2005 Zeichnung des Helix-Nebels von Heinz Schneider an der Starparty 2005 Aufnahme der Milchstrasse von Heinz Schneider an der Starparty 2005

Bern, im September 2005

Manuel Jung
Kirchenfeldstr. 36
CH-3005 Bern
manuel.jung (at) bluewin.ch
www.sternklar.ch

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