Der Gurnigelpass ist in dicke Nebelschwaden gehüllt, als die ersten Sternenmenschen Freitag Nachmittag auf der Passhöhe eintreffen. Vorläufig lässt einzig das in der obersten Kurve der Passstrasse befestigte Star Party Banner erahnen, dass an diesem Wochenende hier ein Sternbeobachtungstreffen stattfindet. Zum Glück sind europäische Sternfreundinnen und -freunde zumindest bezüglich Wetter stets optimistisch eingestellt, weshalb die meisten Autos schwer mit Teleskopen beladen sind. Einstweilen besteht jedoch keine Hoffnung, diese Geräte demnächst auf einen sternklaren Himmel richten zu können. Deshalb ziehen wir uns fürs erste in die gemütliche Gaststube des Berghauses zurück, um bald einmal gemeinsam das Abendessen einzunehmen.
Schnell kommt es unter den Teilnehmenden zu interessanten Gesprächen rund um Fragen der praktischen Astronomie. Da sich der Himmel gegen Mitternacht leider immer noch von seiner wolkenverhangenen Seite zeigt, werden die Diskussionen im späteren Verlauf des Abends im Aufenthaltsraum des Berghauses weitergeführt, wobei auch ein Stand von Foto Video Zumstein mit zahlreichen astronomischen Gerätschaften und Fachliteratur die sternlose Nacht zu verkürzen hilft. Gegen zwei Uhr morgens zieht es die meisten Leute in die Schlafräume des Berghauses, um etwas Energie für hoffentlich bessere Zeiten zu tanken.
Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet in der Gaststube des Berghauses vertiefen sich die meisten Star Party Gäste ins Studium der Wetterprognose für die kommende Nacht. Da die meisten Wetterdienste ein Aufklaren des Himmels gegen Abend voraussagen, bleibt die Stimmung gut. Ein paar Wolkenlücken lassen um die Mittagszeit sogar einen Blick auf Thunersee und Eiger erhaschen.
Am Nachmittag gibt es für Interessierte einen kleinen Ausflug zur nah gelegenen Sternwarte von Radek Chromik, welche einen 50 cm Cassegrain Reflektor von Philipp Keller beherbergt. Erstmals sehen wir an diesem Tag auch die Sonne sowie die gegenüberliegende Gebirgskette.
Nach unserer Rückkehr sind nahezu alle Parkplätze rings ums Berghaus besetzt, da angesichts des scheinbar sehr schönen Wetters im Unterland immer mehr Sternfreunde zu uns stossen. Für das Nachtessen ist die Gaststube des Berghauses denn auch bis auf den letzten Platz mit Astronominnen und Astronomen besetzt und die Bewirtung durch die Familie Thierstein lässt wie gewohnt nichts zu wünschen übrig.
Kurz nach 22 Uhr melden ungeduldige Teleskopbesitzer erste Wolkenlücken auf dem ca. 400 Meter vom Berghaus entfernten Beobachtungsplatz. Somit beginnt auch für mich ab sofort das sportliche Intermezzo des Abends mit Aufbau des Teleskops, Einnordung der Montierung sowie Aufbau zusätzlicher Kleidungsschichten angesichts der recht kühlen Temperaturen auf 1600 m.ü.M.
Gegen 23 Uhr verziehen sich plötzlich die letzten Wolken und unser langes Warten wird mit einem wunderschönen alpinen Sternenhimmel mit hell leuchtendem Milchstrassenband belohnt. Eifrig werden die meisten Teleskope auf die bereits langsam untergehenden Gasnebel, Stern- und Dunkelwolken der südlichen Milchstrasse geschwenkt.
Der von Michel mitgebrachte Fujinon 25x150 Grossfeldstecher bildet diese Objekte besonders eindrücklich ab. Die zahlreich aufgebauten Dobson Teleskope beeindrucken durch ihre Lichtsammelleistung und die ebenso zahlreichen Refraktoren durch ihren Kontrast. Während der ganzen Beobachtungsnacht können so neben den vier Planeten Jupiter, Mars, Uranus und Neptun fast alle Typen von Deepsky-Objekten beobachtet werden. Einzig für die AstrofotografInnen sind die Verhältnisse nicht ganz optimal, ist die Luft durch die der Star Party vorangehende Regenperiode doch ziemlich feucht, was leider ein rasches Beschlagen der meisten Optiken zur Folge hat.
Um zahlreiche schöne Eindrücke reicher verstaue ich meine eigenen Gerätschaften so gegen halb fünf Uhr morgens wieder im Auto und falle zurück im Berghaus Gurnigel sofort in einen tiefen Schlaf.
Beim Frühstück am kommenden Spätmorgen sind zahlreiche zufriedene Gesichter zu erblicken, die auch nächstes Jahr die Swiss Star Party wieder gerne besuchen möchten.
Bern, im August 2007
Manuel Jung
Kirchenfeldstr. 36
CH-3005 Bern
manuel.jung (ät) bluewin.ch
www.sternklar.ch